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lohen11
Lohengrin
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Segundo Acto
Tercer Acto
Erster Akt
Eine Aue am Ufer
der Schelde bei Antwerpen. Der Fluß macht dem Hintergrund zu
eine Biegung, so daß rechts durch einige Bäume der Blick auf
ihn unterbrochen wird und man erst in weiterer Entfernung ihn
wieder sehen kann.
(Im Vordergrund sitzt König
Heinrich unter einer mächtigen alten Eiche (Gerichtseiche), ihm
zunächst stehen sächsische und thüringische Grafen, Edle und
Reisige, welche des Königs Heerbann bilden. Gegenüber stehen
die brabantischen Grafen und Edlen, Reisige und Volk, an ihrer
Spitze Friedrich von Telramund, zu dessen Seite Ortrud. Die Mitte
bildet ein offener Kreis. Der Heerrufer des Königs und vier
Hornbläser schreiten in die Mitte. Die Bläser blasen den
Königsruf.)
- Der Heerrufer
- Hört! Grafen, Edle, Freie von
Brabant!
Heinrich, der Deutschen König, kam zur Statt,
mit euch zu dingen nach des Reiches Recht.
Gebt ihr nun Fried' und Folge dem Gebot?
- Die Brabanter
- Wir geben Fried' und Folge dem
Gebot.
Willkommen, willkommen, König, in Brabant!
- König Heinrich (erhebt
sich)
- Gott grüß' euch, liebe
Männer von Brabant!
Nicht müßig tat zu euch ich diese Fahrt!
Der Not des Reiches seid von mir gemahnt!
Soll ich euch erst der Drangsal Kunde sagen,
die deutsches Land so oft aus Osten traf?
In fernster Mark hießt Weib und Kind ihr beten:
"Herr Gott, bewahr uns vor der Ungarn Wut!"
Doch mir, des Reiches Haupt, mußt' es geziemen,
solch wilder Schmach ein Ende zu ersinnen;
als Kampfes Preis gewann ich Frieden auf
neun Jahr ihn nützt' ich zu des Reiches Wehr;
beschirmte Städt' und Burgen ließ ich baun,
den Heerbann übte ich zum Widerstand.
Zu End' ist nun die Frist, der Zins versagt
mit wildem Drohen rüstet sich der Feind.
Nun ist es Zeit, des Reiches Ehr' zu wahren;
ob Ost, ob West, das gelte allen gleich!
Was deutsches Land heißt, stelle Kampfesscharen,
dann schmäht wohl niemand mehr das Deutsche Reich!
- Die Sachsen und Thüringer
- Wohlauf! Mit Gott für
Deutschen Reiches Ehr!
- Der König (hat sich
wieder gesetzt)
- Komm' ich zu euch nun, Männer
von Brabant,
zur Heeresfolg' nach Mainz euch zu entbieten,
wie muß mit Schmerz und Klagen ich ersehn,
daß ohne Fürsten ihr in Zwietracht lebt!
Verwirrung, wilde Fehde wird mir kund;
drum ruf ich dich, Friedrich von Telramund!
Ich kenne dich als aller Tugend Preis,
jetzt rede, daß der Drangsal Grund ich weiß.
- Friedrich
- Dank, König, dir, daß du zu
richten kamst!
Die Wahrheit künd' ich, Untreu' ist mir fremd.
Zum Sterben kam der Herzog von Brabant,
und meinem Schutz empfahl er seine Kinder,
Elsa, die Jungfrau, und Gottfried, den Knaben;
mit Treue pflog ich seiner großen Jugend,
sein Leben war das Kleinod meiner Ehre.
Ermiß nun, König, meinen grimmen Schmerz,
als meiner Ehre Kleinod mir geraubt!
Lustwandelnd führte Elsa den Knaben einst
zum Wald, doch ohne ihn kehrte sie zurück;
mit falscher Sorge frug sie nach dem Bruder,
da sie, von ungefähr von ihm verirrt,
bald seine Spur so sprach sie nicht mehr
fand.
Fruchtlos war all Bemühn um den Verlornen;
als ich mit Drohen nun in Elsa drang,
da ließ in bleichem Zagen und Erbeben
der gräßlichen Schuld Bekenntnis sie uns sehn.
Es faßte mich Entsetzen vor der Magd;
dem Recht auf ihre Hand, vom Vater mir
verliehn, entsagt' ich willig da und gern
und nahm ein Weib, das meinem Sinn gefiel:
(Er stellt Ortrud vor, die sich
vor dem König verneigt.)
- Ortrud, Radbods, des
Friesenfürsten Sproß.
(Er schreitet feierlich einige
Schritte vor)
- Nun führ' ich Klage wider
Elsa von
Brabant; des Brudermordes zeih' ich sie.
Dies Land doch sprech' ich für mich an mit Recht,
da ich der Nächste von des Herzogs Blut,
mein Weib dazu aus dem Geschlecht, das einst
auch diesen Landen seine Fürsten gab.
Du hörst die Klage, König! Richte recht!
- Alle Männer
- Ha, schwerer Schuld zeiht
Telramund!
Mit Grausen werd' ich der Klage kund!
- Der König
- Welch fürchterliche Klage
sprichst du aus!
Wie wäre möglich solche große Schuld?
- Friedrich
- O Herr, traumselig ist die
eitle Magd,
die meine Hand voll Hochmut von sich stieß.
Geheimer Buhlschaft klag' ich drum sie an:
Sie wähnte wohl, wenn sie des Bruders ledig,
dann könnte sie als Herrin von Brabant
mit Recht dem Lehnsmann ihre Hand verwehren
und offen des geheimen Buhlen pflegen.
- Der König (durch
eine ernste Gebärde Friedrichs Eifer unterbrechend)
- Ruft die Beklagte her!
Beginnen soll nun das Gericht!
Gott laß mich weise sein!
- Der Heerrufer (schreitet
feierlich in die Mitte)
- Soll hier nach Recht und Macht
Gericht gehalten sein?
- Der König (hängt
mit Feierlichkeit den Schild an der Eiche auf)
- Nicht eh'r soll bergen mich
der Schild,
bis ich gerichtet streng und mild!
- Alle Männer (die
Schwerter entblößend, welche die Sachsen und Thüringer
vor sich in die Erde stoßen, die Brabanter flach vor
sich niederstrecken.)
- Nicht eh'r zur Scheide kehr'
das Schwert,
bis ihm durch Urteil Recht gewährt!
- Der Heerrufer
- Wo ihr des Königs Schild
gewahrt,
dort Recht durch Urteil nun erfahrt!
Drum ruf ich klagend laut und hell:
Elsa, erscheine hier zur Stell'!
(Elsa tritt auf in einem
weißen, sehr einfachen Gewande; sie verweilt eine Zeitlang im
Hintergrunde, dann schreitet sie sehr langsam und mit großer
Verschämtheit der Mitte des Vordergrundes zu; Frauen, sehr
einfach weiß gekleidet, folgen ihr, diese bleiben aber zunächst
im Hintergrunde an der äußersten Grenze des Gerichtskreises.)
- Die Männer
- Seht hin! Sie naht, die hart
Beklagte!
Ha! Wie erscheint sie so licht und rein!
Der sie so schwer zu zeihen wagte,
wie sicher muß der Schuld er sein!
- Der König
- Bist du es, Elsa von Brabant?
(Elsa neigt das Haupt bejahend.)
- Erkennst du mich als deinen
Richter an?
(Elsa wendet ihr Haupt nach dem
König, blickt ihm ins Auge und bejaht dann mit vertrauensvoller
Gebärde.)
- So frage ich weiter:
Ist die Klage dir bekannt,
die schwer hier wider dich erhoben?
(Elsa erblickt Friedrich und
Ortrud, erbebt, neigt traurig das Haupt und bejaht.)
- Was entgegnest du der Klage?
(Elsa durch eine Gebärde:
"Nichts!")
- So bekennst du deine Schuld?
- Elsa (blickt eine
Zeitlang traurig vor sich hin)
- Mein armer Bruder!
- Alle Männer
- Wie wunderbar! Welch seltsames
Gebaren!
- Der König
- Sag, Elsa! Was hast du mir zu
vertraun?
- Elsa (in ruhiger
Verklärung vor sich hinblickend)
- Einsam in trüben Tagen
hab' ich zu Gott gefleht,
des Herzens tiefstes Klagen
ergoß ich im Gebet.
Da drang aus meinem Stöhnen
ein Laut so klagevoll,
der zu gewalt'gem Tönen
weit in die Lüfte schwoll:
Ich hört' ihn fernhin hallen,
bis kaum mein Ohr er traf;
mein Aug' ist zugefallen,
ich sank in süßen Schlaf.
- Alle Männer
- Wie sonderbar! Träumt sie?
Ist sie entrückt?
- Der König (als
wolle er Elsa aus dem Traume wecken)
- Elsa, verteid'ge dich vor dem
Gericht!
(Elsas Mienen gehen von dem
Ausdruck träumerischen Entrücktseins zu dem schwärmerischer
Verklärung über.)
- Elsa
- In Lichter Waffen Scheine
ein Ritter nahte da,
so tugendlicher Reine
ich keinen noch ersah:
Ein golden Horn zur Hüften,
gelehnet auf sein Schwert
so trat er aus den Lüften
zu mir, der Recke wert;
mit züchtigem Gebaren
gab Tröstung er mir ein;
des Ritters will ich wahren,
er soll mein Streiter sein!
- Alle Männer
- Bewahre uns des Himmels Huld,
daß klar wir sehen, wer hier schuld!
- Der König
- Friedrich, du ehrenwerter
Mann,
bedenke wohl, wen klagst du an?
- Friedrich
- Mich irret nicht ihr
träumerischer Mut;
ihr hört, sie schwärmt von einem Buhlen!
Wess' ich sie zeih', dess' hab' ich sichren Grund.
Glaubwürdig ward ihr Frevel mir bezeugt;
doch eurem Zweifel durch ein Zeugnis wehren,
das stünde wahrlich übel meinem Stolz!
Hier steh' ich, hier mein Schwert! Wer wagt von euch,
zu streiten wider meiner Ehre Preis!
- Die Brabanter
- Keiner von uns! Wir streiten
nur für dich!
- Friedrich
- Und, König, du! Gedenkst du
meiner Dienste,
wie ich im Kampf den wilden Dänen schlug?
- Der König
- Wie schlimm, ließ' ich von
dir daran mich mahnen!
Gern geb' ich dir der höchsten Tugend Preis;
in keiner andern Hut, als in der deinen,
möcht' ich die Lande wissen. Gott allein
soll jetzt in dieser Sache noch entscheiden!
- Alle Männer
- Zum Gottesgericht!
Zum Gottesgericht!
Wohlan!
- Der König
- Dich frag' ich, Friedrich,
Graf von Telramund!
Willst du durch Kampf auf Leben und auf Tod
im Gottesgericht vertreten deine Klage?
- Friedrich
- Ja!
- Der König
- Und dich nun frag' ich, Elsa
von Brabant!
Willst du, daß hier auf Leben und auf Tod
im Gottesgericht ein Kämpe für dich streite?
- Elsa (ohne die Augen
aufzuschlagen)
- Ja!
- Der König
- Wen wählest du zum Streiter?
- Friedrich
- Vernehmet jetzt
den Namen ihres Buhlen!
- Die Brabanter
- Merket auf!
- Elsa (hat Stellung
und schwärmerische Miene nicht verlassen; alles blickt
mit Gespanntheit auf sie)
- Des Ritters will ich wahren,
er soll mein Streiter sein!
(Ohne sich umzublicken.)
- Hört, was dem Gottgesandten
ich biete für Gewähr:
In meines Vaters Landen
die Krone trage er;
mich glücklich soll ich preisen,
nimmt er mein Gut dahin
will er Gemahl mich heißen,
geb' ich ihm, was ich bin!
- Alle Männer (unter
sich)
- Ein schöner Preis, stünd' er
in Gottes Hand!
Wer für ihn stritt', wohl setzt' er schweres Pfand!
- Der König
- Im Mittag hoch steht schon die
Sonne:
So ist es Zeit, daß nun der Ruf ergeh'!
(Der Heerrufer tritt mit den
vier Heerhornbläsern vor, die er, den vier Himmelsgegenden
zugewendet, an die äußersten Grenzen des Gerichtskreises
vorschreiten und so den Ruf blasen läßt.)
- Der Heerrufer
- Wer hier im Gotteskampf zu
streiten kam
für Elsa von Brabant, der trete vor,
der trete vor!
(Langes Stillschweigen. Elsa,
welche bisher in ununterbrochen ruhiger Haltung verweilt, zeigt
entstehende Unruhe der Erwartung.)
- Alle Männer
- Ohn' Antwort ist der Ruf
verhallt!
- Friedrich (auf Elsa
deutend)
- Gewahrt, ob ich sie
fälschlich schalt?
- Alle Männer
- Um ihre Sache steht es
schlecht!
- Friedrich
- Auf meiner Seite bleibt das
Recht!
- Elsa (etwas näher
zum König tretend)
- Mein lieber König, laß dich
bitten,
noch einen Ruf an meinen Ritter!
Wohl weilt er fern und hört' ihn nicht.
- Der König (zum
Heerrufer)
- Noch einmal rufe zum Gericht!
(Auf das Zeichen des Heerrufers
richten die Heerhornbläser sich wieder nach den vier
Himmelsgegenden.)
- Der Heerrufer
- Wer hier im Gotteskampf zu
streiten kam
für Elsa von Brabant, der trete vor,
der trete vor!
(Wiederum langes, gespanntes
Stillschweigen.)
- Alle Männer
- In düstrem Schweigen richtet
Gott!
(Elsa sinkt zu inbrünstigem
Gebet auf die Knie. Die Frauen, in Besorgnis um ihre Herrin,
treten etwas näher in den Vordergrund.)
- Elsa
- Du trugest zu ihm meine Klage,
zu mir trat er auf dein Gebot:
O Herr, nun meinem Ritter sage,
daß er mir helf in meiner Not!
- Die Frauen (auf die
Knie sinkend)
- Herr! Sende Hilfe ihr!
Herr Gott! Höre uns!
- Elsa
- Laß mich ihn sehn, wie ich
ihn sah,
(Mit freudig verklärter Miene.)
- wie ich ihn sah, sei er mir
nah!
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Tercer Acto